
Eine Woche will ich bleiben, am Samstag bin ich angekommen und heute ist bereits Donnerstag. Die Zeit ist schnell vergangen. Wenn man die Landschaft betrachtet, ist hier nichts los außer Ruhe. Aber die kann man kilometerlang anschauen.
Ich hatte Glück, denn am Tag nach meiner Ankunft konnte ich schon an einer Gurkenbootsfahrt teilnehmen. So ein Boot hat Tische und Bänke. Auf jedem Tisch stand eine Vase mit frischen Blumen und ein Kistchen mit Schnapsfläschchen. Später habe ich gesehen, dass das die Standardausrüstung für alle diese Boote ist. Der Fährmann hat einen Stock und stochert damit das Boot durch die engen Kanäle. Es ist ein irrer Irrgarten, dieses Kanalgeflecht, und ich bin froh, dass ich nicht selbst mit dem Boot da durch muss. Sehr langsam und ruhig gleitet so ein Boot durch das sehr seichte Wasser. Begleitet wurden wir von Massen von Libellen. Zum Glück gibt es bis jetzt kaum Mücken. Das hörte ich später.
Die Fahrt war so etwas wie früher die Butterfahrten. Es wurden Gurken angeboten und Honig. Bei den Gurken hielt ich stand, Honig habe ich dann gekauft. Die Gurken habe ich später gekauft, waren, meine ich sogar billiger.
Zweimal habe ich inzwischen eine Radtour gemacht. Gestern lud ich die App Komoot herunter und scannte im Touristenbüro eine Fahrt, die auf das Handy geladen wurde. Ich war begeistert von den Fahrradwegen, die ich vorher überhaupt nicht gesehen hatte, da sie meistens weitab von den Autostraßen verlaufen. Ich hatte mir eine Route von gut 30 km heruntergeladen, stellte aber schnell fest, dass die App sehr viel Strom verbraucht. Aus meiner anfänglichen Euphorie wurde Nervosität, Anspannung, Panik. Vor mir ein Kiefernwald, dazwischen Kanäle, weite Felder und Wiesen, kein Haus, aber irgendwo die polnische Grenze. Wenn die immer dünner werdende Schnur der elektrischen Verbindung mit der Außenwelt abreißt, tja, was dann... Ich hatte meinen Handy-Akku nicht aufgeladen, der war noch über halb voll gewesen, wurde aber sehr schnell leer gezogen. Und jetzt, weite Landschaft ohne Haus und Hütte und ich da drin, ohne Ahnung, wo hinten und vorn ist. Ich fuhr schneller, sah irgendwann, dass ich bereits 20 km hinter mir hatte. Und dann war da ein Haus, an dem stand, es gäbe Kaffee und Kuchen. Vielleicht haben die ja sogar ein Ladekabel, hallelujah. Hauptsache erst einmal Menschen.
Ladekabel war nicht, aber Kaffee, Apfelschorle, Kuchen und eine Toilette. Danach fand ich Hinweisschilder zum Ort. Ach so, ich bin hier übrigens in Burg. Ich fuhr ab jetzt gemütlich, ohne Navigation, genoss die Landschaft.
Für den nächsten Tag, also heute, hatte ich mich zu einer geführten Radtour angemeldet. Es stellte sich heraus, dass ich die Einzige war. Das fand ich sehr gut, hatte ich doch den Guide für mich. Die Tour ging zu verschiedenen Orten in der nahen Umgebung, einige hatte ich am Tag zuvor schon passiert, erfuhr jetzt aber nette Details dazu.
An einem Tag dieser Woche ging ich in das Thermalbad. Ich verbrachte viel zu lange in einem Außenbecken mit 35 Grad Wärme und einem hohen Salzgehalt. Als meine Beine schwer wurden, wusste ich, dass ich zu lange da drin gehockt hatte. Trotzdem war dies ein sehr entspannter Tag gewesen.
An den Abenden traf ich immer wieder Leute, beim Essen oder auch nur einem Abendgetränk, mit denen ich interessante Gespräche geführt habe. Morgen ist schon der letzte Tag. Ich werde noch ein bisschen rumfahren, und dann die Abreise vorbereiten.
Die Fotos unten zeigen die von den Kanälen durchzogene Landschaft, die Bootstour, die Radtour bis ans Ende der Welt. Einmal fragten mich 2 Mädchen, ob ich sie beim Springen fotografieren könne. Ich drückte etwas zu früh ab. An dieser Stelle sei das Wasser tief, sagten sie mir. Normalerweise sind die Kanäle nicht viel tiefer als 20 cm. Weshalb die Boote mit einem Stock fortbewegt werden.